„The Opposite of Loneliness“ ist eine Sammlung von Essays und Kurzgeschichten von Marina Keegan. Die junge Autorin hat an der Yale University studiert und dort 2012 ihren Abschluss gemacht. Schon während ihrer Zeit an der Universität, wurden viele ihrer Texte in der New York Times, auf NewYorker.com und in der Yale Daily News veröffentlicht.

Wirklich bekannt wurde sie durch ihr Essay „The Opposite of Loneliness“, welches in der Yale Daily News gedruckt wurde. Bis heute haben über 1,4 Millionen Menschen weltweit dieses Essay gelesen. Nur wenige Tage nach ihrem Abschluss stirbt Marina Keegan bei einem Autounfall. Um der jungen, talentierten und viel zu früh verstorbenen Autorin zu gedenken, haben ihre Eltern ein Jahr nach ihrem Tod dieses Buch veröffentlicht.

„The voice of Gen Y“

Viele der Texte beschäftigen sich mit der Angst nicht zu wissen, was auf uns zukommt. Was werden wir einmal mit unserem Leben machen? Ist es schon zu spät, die eigenen Träume zu verwirklichen? Diese Gedanken sind teilweise direkt ausgesprochen, teilweise in Kurzgeschichten verpackt. Eine ehemalige Ballerina, die traurig auf die glorreichen Jahre ihrer Jugend zurückblickt. Eine Frau, die ihre große Liebe leichtfertig aufgegeben hat, in der Hoffnung, dass vielleicht noch etwas besseres kommen mag. Viele der Geschichten spiegeln die kollektiven Ängste und Hoffnungen unserer sogenannten Generation Y wieder. Nicht umsonst wird Marina Keegan als „a new voice of her generation“ bezeichnet.

„But let us get one thing straight: the best years of our lives are not behind us. […] We have these impossible high standards and we’ll probably never live up to our perfect fantasies of our future selves. But I feel like that’s okay. We’re so young. We’re so young. We are twenty-two years old. We have so much time.“

Der Stil einer jungen Autorin

Trotz der durchwegs tiefgründigen Gedanken, die ihre Texte durchziehen, merkt man beim Lesen, dass sich diese junge Autorin vor allem ausprobieren wollte. Verschiedene Stile werden benutzt, die Geschichten werden aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt; einmal in der Ich-Form, ein anderes Mal aus der Sicht einer alten Frau. Marina Keegan hatte keine Angst davor, über ihren Schatten zu springen und Neues zu wagen.

Viele der Gedanken, die die Autorin niederschrieb, bekommen vor dem Hintergrund ihres frühen Todes eine besondere Tragik. Sie erwähnt oft, dass sie Angst davor hat kein bedeutsames Leben zu führen; ein Leben, auf das sie rückblickend nicht stolz sein kann.

Obwohl – oder vielleicht gerade weil – Marina Keegan so jung war, konnte sie die vielen Ängste und Hoffnungen ihrer Generation gekonnt in Worte fassen.

Even Artichokes Have Doubts

In dem Text „Even Artichokes Have Doubts“ hat Keegan einige ihrer Mitstudierenden befragt, was sie gerne nach ihrem Studium beruflich machen würden. Eingebettet ist der Bericht in den Kontext, dass 25% der beschäftigten Yale Absolventen und Absolventinnen in der Consulting oder Finanzindustrie arbeiten. Auch Marina hat eine Einladung zu einem Event der Consulting Firma McKinsey & Company bekommen. Wie viel andere Studierende will sie zu dem Event gehen „nur um zu sehen, wie das so abläuft“. Durch die vielen Gespräche, die Marina Keegan führt, lässt sich ein eindeutiger Trend erkennen: Zu Beginn des Studiums haben wir alle große Träume. Wir wollen Musiker werden, oder Schriftsteller; Schulen in Afrika bauen oder eine Non-Profit Organisation leiten; ein Restaurant eröffnen, eine Bar am Strand…

Gegen Ende des Studiums kommen auf einmal andere Gedanken auf. Wie wäre es, wenn ich mal einfach ein paar Jahre richtig viel Geld verdiene, damit ich dann später meine Träume verwirklichen kann. Ich möchte zwar nicht im Consulting arbeiten, aber als Einstieg in die Berufswelt ist das sicher keine schlechte Change. Meine geknüpften Kontakte kann ich später gut gebrauchen, wenn ich meine eigene Non-Profit Organisation gründe. Keegan stellt sich die Frage, ob wir wohl wirklich alle einmal die Träume verwirklichen, die wir im Moment haben; wo doch die Statistik meint, dass ein großer Teil der Absolventinnen und Absolventen in einer Branche arbeiten werden, von der sie noch vor wenigen Jahren gemeint haben, dass sie das sicher nie tun wollen.

„Maybe I’m overreacting. Maybe it really is a fantastic way to gain valuable, real-work skills. And maybe everyone will quit these jobs in a few years and do something else. But it worries me. […] I want to volonteer with Joe’s nonprofit and eat at Annie’s restaurant and send my kids to schools Jeff has reformed and I’m just scared about this industry that’s taking all my friends and telling them this is the best way to spend […] any of their time. […] I just feel that can’t possibly be true. I feel like we know that. I feel like we can do something really cool to this world. And I fear – at twenty-three, twenty-four, twenty-five – we might forget.“

 Ist die Aufmerksamkeit um das Buch gerechtfertigt?

Nachdem ich das Buch zu Ende gelesen habe, stellte ich mir die Frage: Ist die Aufmerksamkeit um dieses Buch gerechtfertigt? Mir schwirrten viele Gedanken im Kopf herum. Wären Marinas Texte ein ebenso großer Erfolg, ohne den Hintergrund ihres tragischen Todes? Ist es verwerflich, ihren Tod so zu vermarkten? Ich denke, dass ihre Texte sehr gut geschrieben sind. Auch ohne ihren Tod, hätte es die junge Autorin früher oder später zu einer gewissen Bekanntheit gebracht. Vielleicht nicht so schnell, doch ich denke ihr Talent wäre sicher erkannt worden. In vielen Rezensionen wurde ebenfalls kritisiert, dass ihre Eltern mit der Veröffentlichung der Texte Profit aus dem Tod ihrer Tochter schlagen wollten. Diesen Vorwurf finde ich sehr unangebracht, bedenkt man die Tatsache, dass sie ihre Tochter verloren haben und lernen mussten, mit ihrem Tod umzugehen. Was auch immer die Gedanken der Eltern bei der Veröffentlichung waren, sie waren sicher nicht selbstsüchtiger oder profitmaximierender Natur.

Fazit

Das Buch „The Opposite of Loneliness“ ist ein must-read für die Generation Y. Abseits der gängigen „was mache ich mit meinem privilegierten Leben„-Rhetorik, greift Marina Keegan tiefer und zeigt die Ängste, die wohl alle jungen Menschen vereinen. Werde ich mit meinem Leben etwas verändern? Werde ich meine Träume verwirklichen? Werde ich am Ende mit meinem Leben zufrieden sein? Was braucht es, um im Leben glücklich zu sein?

Ich empfehle allen „The Opposite of Loneliness“ zu lesen! Denn eines ist sicher: es regt definitiv zum Nachdenken an.

 

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