Meistens ist es nach Mitternacht, wenn wir über die Grenze fahren.
Die Augen sind schwer, der Rücken tut ein bisschen weh von der langen Fahrt und die Müdigkeit erfasst jede Faser des Körpers. Doch kaum neigt sich die Straße abwärts, überwiegt die Vorfreude. Es ist fast geschafft. Nur noch wenige Meter. Links und rechts säumen hohe Bäume den Weg. Selbst in der Dunkelheit wirken sie majestätisch.
Das Auto wird langsamer und wir rollen in Richtung Grenzübergang. Das helle Licht brennt in den Augen. Ich hole die Pässe aus dem Handschuhfach und gebe sie meinem Freund. Ein kroatischer und ein österreichischer. Bewusst lege ich den kroatischen Pass als oberstes hin. Es ist wahrscheinlich auch ein bisschen Stolz. Wenn wir gemeinsam über die Grenze fahren, dann bin ich nicht nur als Touristin hier. Ich fühle mich zu Hause. Seit vier Jahren ist dieses Land ein so großer Teil meines Lebens.
Die Grenzbeamten sind fast immer freundlich. Ihre Augen strahlen eine seltsame Mischung aus Müdigkeit und Langeweile aus. Erfüllend scheint der Job nicht zu sein. Doch sie machen ihn gewissenhaft.
Auch dieses Mal wirft der Beamte einen ausführlichen Blick auf unsere Dokumente. Heute Nacht ist nicht viel los. Das war schon mal anders. Immer dann, wenn die Saison los geht. Dann stehen sie Kennzeichen an Kennzeichen. Deutschland, Österreich, Italien, Slowenien – die Herkunftsländer variieren. Heute ist vor und hinter uns niemand. Als der Schranken aufgeht, strömt eine Leichtigkeit in meinen Körper.
Geschafft!
Es ist mitten in der Nacht und recht kühl. Als wir dennoch das Fenster aufmachen, macht sich eine angenehme Brise Meerluft im Auto breit. Sie verdrängt das Gefühl der Müdigkeit und macht Platz für eine große Portion Zufriedenheit. Wir haben es wieder einmal geschafft.
Nach 5 Stunden Autofahrt lassen wir Slowenien hinter uns und sind endlich angekommen. Dieses seltsame Gefühl, das sich so schwer in Worte fassen lässt. Es ist eine Mischung aus Vertrauen, Freude und Geborgenheit. Als die Straße kurvig vor uns liegt, taucht rechts auf einmal das Meer auf. Auch wenn man es in der Nacht nicht deutlich sehen kann – ich weiß, dass es da ist. Das Geräusch der Wellen, die in einer beruhigenden Unendlichkeit immer und immer wieder an die Steine schlagen, bedeutet, dass wir es nicht mehr weit haben.
Die ersten Steinhäuser liegen am Straßenrand. Noch 10 Minuten. Die Nacht ist ruhig, nur wenige Autos queren unseren Weg. Dann ist es soweit. Ein Gartentor, das bereits dunkelrot vor Rost ist, markiert die Zufahrt. Noch 100 Meter. Als das Auto zum Stillstand komm und der Motor ausgeht, ist es stockfinster um uns herum.
Endlich sind wir zu Hause.