Was ist los mit euch? Das denke ich mir in letzter Zeit immer öfter, wenn ich das Audimax im Hauptgebäude der Uni Wien jeden Montag Abend betrete. 10 Minuten vor Vorlesungsbeginn ist der Saal fast zur Gänze voll, einzelne Plätze in der Mitte der langen Reihen sind noch frei (warum neigt ihr dazu euch immer an den Rand zu setzen? Mögt ihr die sportliche Aktivität des ständigen Aufstehens, weil doch noch jemand den Sitzplatz in der Mitte ergattern möchte?).

Es ist laut im Audimax, alle unterhalten sich. Ein normales Verhalten – wie mir scheint -, betrachtet man den Mensch als soziales Wesen. Als der Professor den Hörsaal betritt wird es deutlich ruhiger. Gleichgültig blickt die Mehrzahl von euch Studierenden in ihre Notebooks oder Smartphones. Nur ein kleiner Teil scheint Notiz von dem zu nehmen, was vorne auf der anderen Seite des Saals passiert. Dieser Zustand ist zwar einigermaßen ernüchternd, wäre aber noch nicht das eigentliche Problem per se. Das tritt ca. 15 Minuten nach Beginn der Vorlesung in Erscheinung.

Nämlich genau dann, wenn euch der Newsfeed auf Facebook nichts Neues mehr zeigt, ihr die Instagram Fotos zum zehnten Mal gelangweilt überflogen habt und sich der Handyakku langsam zu Ende neigt. Genau hier beginnt das Problem: in Erwartung ständiger Unterhaltung, wendet ihr euch eurem Nachbarn zu – und beginnt zu Reden. Ich studiere seit fünf Semestern an der Uni Wien und so etwas habe ich noch nie erlebt. Ungeniertes Unterhalten in normaler Lautstärke, für die Dauer der gesamten Vorlesung. Niemand bemüht sich auch nur ansatzweise, die Gespräche im Flüsterton durchzuführen.

Ich will nicht den Moralapostel spielen und ich habe sicher auch schon die eine oder andere Unterhaltung mit Kommilitonen während der Vorlesung geführt – sind wir uns ehrlich, nicht jede Einheit ist spannend. Nach einem Monat in der STEP der Publizistik musste ich mit Schrecken feststellen, dass es sich hier offensichtlich nicht um temporäre Langeweile handeln kann.

Folgende Erklärungen kommen mir für dieses Verhalten in den Sinn:

1. Der Inhalt der Vorlesung interessiert euch offensichtlich nicht.

2. In Anlehnung an eure Gesprächsinhalte, muss der Alkoholspiegel des Wochenendes offensichtlich spannender als der Inhalt eines gerade neu begonnenen Studiums sein.

3. Eure Aufmerksamkeitsspanne geht nicht weiter als die ersten 20 Minuten der Vorlesung.

Egal was nun tatsächlich auf euch zutrifft, ihr solltet euch in jedem Fall die Frage stellen, was ihr eigentlich mit eurem Besuch im Audimax jeden Montag Abend bezwecken wollt? Ein nettes Gespräch mit neu gefundenen Freunden kann man doch eigentlich viel netter in einem Lokal führen. Und auch wenn der Inhalt diverser Einführungsvorlesungen bekanntlich nicht der aller Spannendste ist, wäre es nicht ein Ausdruck des Respekts und der Höflichkeit wenigstens leise zu schlafen, anstatt den Vortragenden in voller Lautstärke zu ignorieren?

 

*Picture by http://www.gratisography.com/

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