Mit absoluter Gewissheit kann ich es nicht behaupten, denn es hat mir damals niemand direkt ins Gesicht gesagt. Aber als ich mit 20 Jahren, nach gerade mal einem Jahr Beziehung mit meinem Freund in unsere erste gemeinsame Wohnung gezogen bin, da hatte ich dieses starke Gefühl, dass das einige Menschen in meinem Umfeld nicht so ganz nachvollziehen konnten.
Geredet wird immer, das ist klar. So ist der Mensch nun mal. Und die Entscheidungen anderer, die verurteilt man gerne vorschnell aus der Ferne. Soll so sein, ich nehme mich da nicht aus. Aber – und da bin ich mir wiederum ganz sicher – nicht jeder hat damals geglaubt, dass wir das auf die Reihe kriegen. So früh schon gemeinsam wohnen, sich festlegen, „was Fixes“ eingehen.
Heute sind wir verlobt. Hat also wohl ganz gut funktioniert. Nicht jede Beziehung ist gleich und eine Hochzeit nicht für jeden das erklärte Ziel. Doch eine Langzeitbeziehung – und dazu zähle ich meine nach immerhin über sechs Jahren mittlerweile – in den Zwanzigern hat auch ihre Vorteile.
Sicherheit zum Beispiel.
Ich kann nicht sagen, wo ich ohne meine Beziehung gelandet oder ob bzw. wie mein Leben anders verlaufen wäre. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass mir meine Beziehung eine gehörige Portion Sicherheit – und Selbstbewusstsein – verpasst hat.
Das wiederum liegt nicht per se an der Beziehung, sondern an dem Menschen, mit dem ich diese Beziehung führe. Bei vielen Entscheidungen gab mir Marijan den nötigen Schubs in die richtige Richtung. Er hat mich stets ermutigt mehr zu machen, mehr zu wollen und nach mehr zu streben. Egal ob Uni oder Arbeit. Er unterstützt mich in jeder Lebenslage.
Und gibt mir Sicherheit. Sicherheit in einer Welt in der so ziemlich alles verdammt unsicher ist. Mit Marijan an meiner Seite weiß ich, dass ich, egal was passiert, am Abend nachhause kommen kann und er auf mich wartet. Wenn alles andere unsicher ist, das ist es nicht.
Auch, wenn „am Abend nachhause kommen“ nur ein Telefonat ist, weil wir gerade ein halbes Jahr beruflich bedingt in verschiedenen Städten wohnen.
Was jetzt folgt ist eine kühne Verallgemeinerung. Doch ich bin der Meinung: Mit der richtigen Person an der Seite, ist alles im Leben besser. Man teilt Erfolge und Misserfolge, das Bett und den Urlaub.
Aber dennoch ist es irgendwie verpönt in unserer Generation nach Sicherheit und Geborgenheit zu streben. Denn wir wollen spontan sein und vielleicht auch ungebunden. Auf jeden Fall wollen wir abenteuerlustig sein und auch ein bisschen waghalsig. Im Job verlangt man von uns Flexibilität und ständige Offenheit für Neues.
Ich behaupte, dass es genau die Beziehung und die damit einhergehende Sicherheit ist, die all das noch viel besser macht. Was gibt es besseres, als die Abenteuerlust zu teilen? Macht es den Urlaub nicht viel schöner, wenn man ihn gemeinsam erlebt? Ist die Beziehung zu dem Menschen, der uns am wichtigsten ist, nicht die Konstante, die wir brauchen, wenn sich um uns herum alles verändert?
Ich behaupte wir sollten uns trauen, öfter Beziehungen einzugehen. Ob es klappt oder nicht, lässt sich im Voraus sowieso nicht sagen. Wieso also womöglich die Chance auf das beste Abenteuer überhaupt verpassen?