Das wars also.
1.Mai 2016 – mein Bachelorstudium ist zu Ende. Nichtsahnend sitze ich vor meinem Laptop, als mein Handy vibriert. Eine E-Mail scheint auf. Den Betreff habe ich schon unzählige Male in den letzten Jahren gesehen: Neue Note wurde eingetragen. Auch nach so vielen Prüfungen macht mein Herz immer noch einen kleinen Aussetzer, wenn meine Augen diesen Satz sehen und mein Hirn den Ernst der Lage realisiert. Es lässt uns wohl nie ganz kalt, wenn wir bewertet werden.
Dabei habe ich die Bachelorarbeit erst vor 3 Tagen abgegeben. Es vergehen sicherlich einige Wochen, bis die Note endlich da sein wird. Das waren meine Gedanken. Dann die Überraschung.
Eigentlich wollte ich sie ja schon Ende Februar abgeben. Vor dem Praktikum. Das war der Plan. Damit es dann am Ende nicht so stressig wird. Nach 13 Jahren Schule und 3 Jahren Studium stelle ich erneut fest, wie klug mein Hirn ist. Es lässt sich nicht durch selbst gesetzte Deadlines in die Irre führen. Offiziell ist die Deadline der 30. April. Da helfen keine guten Vorsätze und kein noch so guter Wille – eine Abgabe Ende Februar ist unmöglich.
Und natürlich wird es am Ende stressig. Denn: ich bin eigentlich nie krank. Wirklich! Aber am Sonntag vor der Abgabe am kommenden Freitag erwischt es mich. Angina. Wird schon nicht so schimm sein. An Schreiben ist in den nächsten zwei Tagen aber nicht zu denken. So eine Angina holt einen dann doch auf den Boden der Tatsachen zurück. Du bist krank. Erhol dich mal.
Die Wortanzahl ist Montagabend bei knapp 4.000. Im Endeffekt sollten es mindestens 8.500 sein. Noch 3 Tage. Ich bin erstaunlich ruhig. Denn ich weiß: es ist sich noch immer ausgegangen. Mein Gefühl täuscht mich auch diesmal nicht.
Mittwochnachmittag bin ich fertig. 8.972 Wörter. Das Wunder ist vollbracht. Ich denke an meine Schwester, die nächste Woche Matura hat. Das Gefühl danach wird unglaublich für sie sein. Es wird ein Gefühl von Freiheit. Und auch ein Gefühl von innerer Leere. So lange arbeitet man auf diese eine, diese letzte große Prüfung hin. Ich fühle mich 4 Jahre in der Zeit zurückversetzt, als auf meinem Bildschirm „Neue Note wurde eingetragen“ geschrieben steht.
Das wars also. Drei Jahre Studium – okay eigentlich dreieinhalb – sind zu Ende. So lange habe ich auf diesen Moment hingearbeitet. Nun ist er da. Und er trifft mich an einem verregneten Sonntagnachmittag. Ich war gerade dabei, die Fragen für ein Interview am nächsten Tag zusammenzustellen. Daran ist nun nicht mehr zu denken.
Die Gefühle in meinem Körper spielen verrückt. Sollte ich wehmütig sein, weil meine Studienzeit vorbei ist? Sollte ich mich freuen, weil ich jetzt endlich – zum ersten Mal in meinem Leben – wirklich freie Wochenenden habe?
Ich beginne einfach einmal damit, den Prüfungspass auszufüllen. Ihr wisst schon, dieses elendslange Formular. Das, das mit der Hand ausgefüllt werden muss. Wo man alle Noten der letzten 6 Semester einträgt und es dann während der unmöglichen Öffnungszeiten zur StudienServiceStelle bringen muss.
Neben mir steht ein Glas Sekt. Mein Freund möchte mich offensichtlich betrunken machen. Er freut sich für mich. Ich freue mich, dass er sich freut.
Meine Gedanken schweifen wieder ab. Wie viele Stunden ich wohl im NIG verbracht habe? Wie viele Nachmittage in der Bibliothek? Wie viele Mittagspausen im Votiv Café? Wie viele Tage mit der Planung der neuen Semester? Das ist jetzt alles vorbei. Ok, die Mittagspausen im Votiv Café vielleicht nicht. Aber der Rest.
Und ich glaube das ist gut so.
Denn: alles hat seine Zeit. Und die Zeit meines Bachelorstudiums war eindeutig die beste in meinem Leben. Aber: es liegen spannende Zeiten vor mir. Vielleicht schreibe ich darüber? Mal sehen.
Max Mustermann says:
hi, baby, bin so stolz auf dich.lgp
Babsi says:
Danke, Papa 🙂