Es gehen einem ja wirklich sehr viele verschiedene Gedanken durch den Kopf, bevor man sich in das Abenteuer Auslandssemester stürzt. Wie klappt es mit dem Finanziellen? Finde ich eine geeignete Wohnung? Wie wird das mit meinen Freunden, wenn ich längere Zeit weg bin? Doch die wohl größte aller Fragen, für alle unter uns, die in einer Beziehung sind: Wird meine Beziehung das überleben?

Immer wieder hört man Geschichten von Paaren die eine glückliche Beziehung führen und sich dann trennen, wenn einer der beiden für längere Zeit ins Ausland geht. Im heutigen Beitrag möchte ich ein wenig über meine Erfahrungen berichten und wie man 4 Monate räumliche Trennung doch ganz gut überstehen kann.

Mein Freund und ich sind mittlerweile seit 3 Jahren zusammen. Seit 1,5 Jahren wohnen wir auch gemeinsam, wovon uns am Anfang als wir diese Entscheidung getroffen haben, wirklich jeder abgeraten hat. Ihr seid noch nicht so lange zusammen. Seid ihr sicher, dass ihr euch dann nicht trennt, wenn ihr zusammen wohnt? Allen negativen Voraussagen zum Trotz, sind wir im August 2013 tatsächlich in eine gemeinsame Wohnung gezogen. Für mich war es außerdem das erste Mal, dass ich alleine (also nicht bei meinen Eltern) wohne. Müsste ich ein Fazit über die letzten 1,5 Jahre ziehen, würde ich sagen, dass das die beste Entscheidung war, die wir getroffen haben. Wir verstehen uns mit jedem Tag besser und wir haben diese Entscheidung nie bereut (ich spreche jetzt mal im kollektiven, von allen Single-Menschen so verhasste, Pärchen-Wir).

Ermutigt euch gegenseitig

Vor etwas mehr als einem Jahr kam dann die nächste Herausforderung: ich habe beschlossen, dass ich ein Auslandssemester machen möchte. Ich bin meinem Freund sehr dankbar, dass er mich bei meiner Entscheidung immer unterstützt hat. Es gab keinen Moment, in dem er gesagt hat, ich soll nicht gehen. Im Gegenteil. Wenn ich Zweifel hatte, hat er mich ermutigt. Ich denke, das ist eine wichtige Sache. Auch wenn man in einer Beziehung ist, muss man Dinge für sich selbst tun und eigene Erfahrungen machen. Wir unterstützen uns gegenseitig bei allen wichtigen Entscheidungen und so ein Auslandssemester gehört da auch dazu.

Ich hatte fast ein Jahr Zeit, um mich (mental) auf die Zeit im Ausland vorzubereiten. Das ganze Jahr hat meine Stimmung von Freude und Zweifel bis Angst alle Facetten angenommen. Als es dann im Februar so weit war, haben wir oft darüber gesprochen, wie das Ganze aussehen wird. Ich hatte große Zweifel, ob sich etwas zwischen uns verändern wird, wenn ich weg bin. Was, wenn einer von uns seine Meinung in den nächsten 4 Monaten ändert? Wie wird das sein, wieder nachhause in die gemeinsame Wohnung zu kommen?

Traurig sein ist erlaubt

Ich muss zugeben: der Abschied war hart. Die schlimmsten Stunden, die wir in 3 Jahren durchgemacht haben (es hat auch noch in Strömen geregnet, was die Szene schon wirklich filmreif gemacht hat). In Wahrheit waren die ersten Tage (vor allem abends) schwierig. Als dann aber die Uni losging, war ich abgelenkt und hatte nicht mehr so viel Zeit nachzudenken. Wir haben schnell herausgefunden, dass das mit dem Kontakt halten ja eigentlich gar nicht so schwierig ist heutzutage. Facebook, Whats App, Skype – man kann permanent kommunizieren. Und das haben wir auch gemacht. Das ist nämlich die nächste wichtige Sache: Reden! Und zwar über alles. Wer vermisst wen gerade, was hat jeder den ganzen Tag gemacht und was gibt es Neues?

Ich habe oft gehört, dass es zu Eifersucht kommt, wenn sich einer der beiden länger nicht meldet. Ich kann allerdings nicht nachvollziehen, warum das so sein sollte? In der Beziehung die ich führe, WILL ich meinem Freund alles erzählen. Ich will, dass er weiß was ich gerade mache und welche Leute ich kennen lerne. Und ich will, dass er mir von seinem Tag erzählt. Wenn dieses Bedürfnis fehlt, dann ist das meiner Meinung nach ein Zeichen für eine schlechte Beziehung. Warum sollte ich vor dem Menschen den ich liebe, etwas verheimlichen wollen?

Jede Erfahrung ist anders

Ich muss hier an dieser Stelle anmerken, dass es durch die Nähe Zagrebs zu Wien natürlich einfacher war, uns gegenseitig zu besuchen. Wir haben uns ca. alle 3 Wochen gesehen, was eine sehr gute Zeitspanne war. Viele kritisieren vielleicht jetzt, dass wir uns oft gesehen haben und dass das dann ja kein richtiges Auslandssemester war (was ich auch schon zuvor von einigen gehört habe, auf Grund der Nähe meiner Erasmus-Destination zur Heimat). Darauf kann ich natürlich nichts erwidern, außer: jedem das Seine. Für mich waren bei der Wahl der Stadt die Sprache und mein Studienschwerpunkt ausschlaggebend.

Ich habe übrigens absichtlich das Thema Fremdgehen nicht angesprochen. Wenn das Bedürfnis danach besteht, dann ist die Beziehung sowieso zum Scheitern verurteilt (meine Meinung!).

Fazit

Abschließend eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte, damit du deine Beziehung nicht wegen eines Auslandssemesters in den Sand setzt:

  • Reden, reden, reden
  • Interesse an dem zeigen, was der andere macht
  • Skypen
  • Ein Datum festlegen, an dem ihr euch sehen werdet (falls möglich)
  • Keine Eifersucht
  • Vertrauen!
  • Die Zeit im Ausland genießen und trotzdem auf das Wiedersehen freuen
  • alle Zweifel, die andere Leute im Vorfeld äußern, ausblenden

Hast du eine Zeit im Ausland gelebt, während du eine Beziehung hattest? Wie hat das funktioniert? Ich freue mich über andere Erfahrungsberichte!

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