Ich hasse Abschiede! Auch wenn sie nur für eine bestimmte Dauer sind und auf keinen Fall für immer: ich hasse Abschiede! Ich habe lange überlegt ob ich diesen Beitrag veröffentlichen soll. Ich möchte aber, dass meine Leser und Leserinnen abseits der „welche-Dinge-sollst-du-unbedingt-einpacken“-Beiträge, auch persönliche Gedanken mitbekommen – und sehen, dass eben auch Zweifel aufkommen können.
Heute in drei Wochen war ich gerade auf der Uni in Zagreb und habe mich eingeschrieben. Wenn ich mir überlege wie schnell die letzten drei Wochen vergangen sind, weiß ich nicht genau was ich fühlen oder denken soll. Das soll kein depressiver Mitleids-Beitrag werden, ich versuche nur irgendwie meine Gedanken zu ordnen – das kann ich immer noch am besten, wenn ich sie aufschreibe.
Ich werde eine tolle neue Zeit erleben, ein Abenteuer wagen und viele Menschen kennenlernen. Ich werde studieren und feiern und reisen. Davon geht man zumindest einmal aus, wenn man an Erasmus denkt.
Ich werde mich aber auch von meiner Familie und meinen Freunden verabschieden müssen und, das ist das schlimmste: von meinem Freund. Es wird ungewohnt sein, ihn nicht täglich um mich zu haben, ihn nicht um Hilfe zu bitten, wenn ich etwas nicht kann oder nicht selbst tun will. Es wird ungewohnt sein, in einer WG mit drei anderen zu wohnen, anstatt nur zu zweit.
Ich bin in Wien aufgewachsen und in die Schule gegangen. Auch für mein Studium blieb ich hier. Es gibt wenige Aufnahmeprüfungen, keinen NC; in Wien hat man (fast) alle Möglichkeiten, was die diversen Studienrichtungen angeht. Es gab also wenig Grund sich nach einem alternativen Studienort umzusehen.
Es wird nun also das erste Mal sein, dass ich für längere Zeit auf mich alleine gestellt bin. Ich bewundere alle, denen es leichter fällt Abschied zu nehmen; die in verschiedenen Städten oder Ländern studieren und auch im Berufsleben öfter den Wohnort wechseln.
Ich habe Beiträge im Internet gesucht, in denen Leute von ihren Gedanken berichten, bevor sie ein Auslandssemester machen. Es ist sehr schwierig da fündig zu werden. Deshalb möchte ich anderen Menschen, die vor einer großen Veränderung stehen, zeigen, dass es neben der Euphorie sehr wohl auch Zweifel gibt. Bestimmt geht es nicht allen so, wir sind ja zum Glück alle verschieden. Ich denke aber, es ist legitim seine Zweifel und Gedanken auch auszusprechen.
Ungewohnte Situationen machen uns Angst. Mir zumindest. Aber wenn man es schafft, die negativen Gedanken und Gefühle durch Vorfreude zu verdrängen, steht einem neuen Lebensabschnitt nicht mehr ganz so viel im Weg.
Ich möchte mit diesem Beitrag weder Mitleid erregen, noch Aufmerksamkeit suchen. Ich freue mich einfach darauf, in zwei Monaten diesen Text zu lesen und in Zagreb, umgeben von neuen Bekannten und Freunden, auf das Leben anzustoßen und darüber zu lachen, wie falsch ich doch mit meinen Zweifeln lag.
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